Backhaus an der Werlte Mühle
Nach
Fertigstellung der Kreutzmanns Mühle wurde von Mitgliedern des Mühlenvereins
nach Besuchen anderer Mühlen festgestellt, dass viele Mühlen auch ein Backhaus
betreiben.
Um das Getreide vom Korn zum Brot darzustellen, wäre eine Möglichkeit zum Brot
backen anzustreben.
Nach Rückfragen beim Landkreis und der Gemeinde zeichnete sich im Jahre 1999 die
Möglichkeit einer Finanzierung bei einer Investitionssumme von 90.000 DM ab,
wenn der Mühlenverein 30.000 DM (5.000 DM in bar und 25.000 DM Eigenleistung
wären möglich) übernimmt.
Dann würden sich die Gemeinde
Werlte und der Landkreis Emsland jeweils zu einem Drittel an den Kosten
beteiligen.
Planung, Fertigstellung des Backsteinofens, Aufstellung des Dachstuhls und
Verfugung des Gebäudes haben die Hobbymüller in Eigenleistung übernommen und
damit den Eigenanteil von 25.000 DM erbracht. 5.000 DM wurden als Spenden
gesammelt.
Damit war das Backhaus bei der Kreutzmanns Mühle finanziert.
Am 15.02.99 wurden Anträge auf Mitfinanzierung an Landkreis und Gemeinde Werlte
gestellt. Am 24.02.99 Zustimmung des Landkreises zum vorzeitigem Baubeginn, um
zum Mühlentag, Pfingstmontag 2000 das Backhaus benutzen zu können.
Am 19.03.99 erteilte der Landkreis die Zusage über den Zuschuss, am 13.04.99
dann auch die Gemeinde Werlte die Zusage über ihren Beitrag. Die Baugenehmigung
wurde am 22.03.99 erteilt.
Anschließend kauften die Müller entsprechende Backformen, Backbleche,
Knetmaschine und weiterer Einrichtungsgegenstände zum backen.
Brotbacken
in unseren Dörfern
Noch bis in die 40er Jahre wurde bei der überwiegenden Mehrheit der dörflichen
Familien in unserer Region das „tägliche
Brot“ selbst hergestellt. Die Gründe lagen auf der Hand: Zum einen gab es bis zu
dieser Zeit noch nicht überall Bäckereien und Bäderläden, bei denen man
einkaufen konnte. Zum anderen fehlte oft das „nötige Kleingeld“.
Die Mehrheit der dörflichen Bewohner hatte etwas mit der Landwirtschaft zu tun.
Handelte es sich nicht um den berufsmäßigen Landwirt, so bewirtschafteten doch
die allermeisten Arbeitnehmer einen kleinen Acker, auf dem sie Kartoffeln und
Roggen anbauten. Da sie zur Bewirtschaftung keine Maschinen oder Zugtiere
besaßen, waren sie auf die Hilfe der Großbauern angewiesen. Als Vergütung
verlangten diese überwiegend die Mithilfe in ihren Betrieben. Vielerorts ist
heute noch zu hören, dass für diese Leistungen manche Arbeitsstunden zu
erbringen waren. Zum großen Teil betraf es die Frauen, die zu den Frühjahrs- und
Herbstmassenarbeiten herangezogen wurden. Zum Beispiel mussten Sie Rüben- und
Kartoffelfelder hacken, bei der Heu – und Getreideernte helfen und Kartoffeln
und Rüben ernten. All diese Verpflichtungen musste mein eingehen, um sich die
Grundnahrungsmittel wie die Kartoffel und das Korn zu sichern.
Nachdem das Korn gedroschen und in den Säcken war, brachte man dieses in die
Mühle zum Mahlen. Hier gewann man das Mehl für das Brot. Die Kleie (Schalen)
diente als Schweinefutter.
War das Grundprodukt für das Brot, das Mehl, vorhanden, konnte der Backvorgang
beginnen. In vielen Ortschaften gab es ein gemeinschaftliches Backhaus, wobei
man sich einigen musste, wann man an der Reihe war. Stand der Backtermin fest,
wurde noch am gleichen Abend „angesäuert“, d.h., der Teig aus Mehl, Wasser und
Sauerteig wurde angerührt.
Nach gründlichem durchkneten musste der Teig ca. drei Tage „gehen“. Dann war er
verarbeitungsfähig.
Nun ging es daran, im Backhaus einzuheizen, d.h., den Backofen auf eine ganz
bestimmte Temperatur zu bringen. Wann der Ofen die genaue Temperatur erreicht
hatte, damit die Brotlaiber „eingeschossen“ werden konnten, erklärte eine ältere
Bauersfrau wie folgt:
„Ich spucke auf das am Backofentürchen vorhandene Eisenblech und wenn die
Spucke sich zu Bläschen formt und wegrollt, dann ist die Ofenhitze in
Ordnung“.
Der Rest der heißen Glut und die Aschen kratzte man aus dem Ofen. Anschließend
wurde der zu Laibe geformte Teig zum Backen in den erhitzten Ofen geschoben.
Der Backvorgang dauerte etwa eine Stunde. Nach dem Backvorgang wurden aus dem
Backofen die Laiber mit dem Backschießer herausgenommen und mittels Bürste und
Wasser bestrichen. Dadurch erhielten die Brotlaiber einen gewissen Glanz.
Die fertigen Brote bewahrte man in kühlen Kellern auf. Man war dankbar für den
geglückten Backvorgang, weil für die nächsten zwei bis drei Wochen wohl eine der
wichtigsten Nahrungsmittel, nämlich das „tägliche Brot“ wieder zur Verfügung
stand.