Tabakernte

                                       

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Tabakernte

Tabakanbau auf dem Hümmling
Nach dem zweiten Weltkrieg versuchten auch emsländische Landwirte mit dem Tabakanbau eine neue wichtige Zusatzeinnahmequelle zu erschließen. Im gesamten Kreisgebiet wurde ein Teil der bis dahin mit Getreide und Kartoffeln angebauten Flächen mit dem eigentlich eher in südlichen Gefilden anzutreffenden Pflanzen bestellt. So hatten die Landwirte im emsländischen Raum schon eine Anbaufläche von 52 Hektar zu bestellen. Im nordwestlichen Emsland entschlossen sich im Laufe der Zeit 28 Landwirte den 1950 gegründeten Anbauverein Haselünne anzuschließen, dessen Gebiet sich von Meppen bis Löningen und von Groß Berßen und Dohren bis Werlte erstreckte. Zusammen waren bereits über 100 Hektar, die mit 30.000 Pflanzen je Hektar im Frühjahr bestückt werden mussten, angebaut.
War der Tabak auf der Freifläche gesetzt, begann die eigentliche Arbeit. Jetzt mussten die Felder mit Motorfräsen und Handgeräten frei von Unkraut gehalten werden, und auch verschiedene Krankheiten der Pflanzen galt es zu bekämpfen. Als Nachtschattengewächs - wie die Kartoffel - war die Tabakpflanze auch übermäßigem Pilzbefall ausgesetzt. Die Folge: Der Tabak durfte nur alle drei Jahre auf ein und demselben Feld angebaut werden.
Geerntet wurde von Anfang August bis Oktober. Das Erntegut wurde je nach Reife von den Stauden blattweise abgepflückt und in Kisten gelegt. Anschließend hängten einige der Helfer, die auf den landwirtschaftlichen Höfen für den Tabakanbau eingestellt waren, jeweils drei Blätter an einem 1,20 Meter langen Stab zum Trocknen auf. Diese Stäbe gaben sie in einen Trockenschuppen. Diese Bauten sind auffällig schmal, dafür aber hoch errichtet. Grund für diese Bauweise war, dass die Stäbe in bestimmten Abständen vorwiegend, übereinander aufgehängt wurden, damit die Luft gut zirkulieren konnte.
War das Gebäude voll, konnte die eigentliche Trocknung beginnen. Zunächst mussten dabei die Tabakblätter bei einer Temperatur von 25 bis 30 Grad zwölf Stunden vergilben. Dafür waren in der Tabaksaison sogenannte Heizer eingestellt, die Tag und Nacht für die entsprechenden Temperaturen sorgten und gleichzeitig die Blattqualität zu prüfen hatten. Der Trocknungsprozess der Blätter dauerte 36 Stunden, pro Woche konnte ein Schuppen maximal zweimal gefüllt werden, bis die Blätter in Stellwagen kamen, damit sie durch die Luft wieder feucht wurden, denn sonst hatte man sie nicht verarbeiten können. Zu diesem Zweck wurden die Stellwagen in einen Schuppen gebracht, der oben geöffnet war und in dem eine Nacht lang Luftfeuchtigkeit und Nebel arbeiten konnten.
Erst nach dieser langwierigen Prozedur begann die eigentliche Tabaksortierung. Dies geschah über ein Laufband, an dem Helfer (überwiegend Frauen), die Tabakblätter nach Güteklassen (insgesamt sechs), wie etwa nach Farbe, voneinander separierten. War das geschehen, wurden die Blätter mithilfe einer Presse zu einem ein bis zwei Kilo schweren Tabakbund zusammengepresst. Dieses Trockengut nahmen die entsprechenden Vertragsfirmen ab, die zwischen 30 und 1200 DM pro Zentner Tabak zahlten. Die Preisfestlegung erfolgte durch Boniteure. Sie stellten die Güteklassen der Waren fest, nachdem Zollbeamte den Tabak gewogen hatten. Im Laufe der Jahre ging der Preis dabei jedoch immer mehr in den Keller, so dass der Tabakanbau in unserer Region zunehmend unrentabler wurde. Bereits 1962 wurde der Tabakanbau weitgehend aufgegeben.


Abb. 2 zeigt die Helfer bei der Tabakernte auf den Tabakflächen (ca. 3,25 ha) von Bauer Heinrich Kreutzmann aus Werlte. Die Helfer von links: Josef Langemeyer, Gerda Meyer, Agnes Robbers, Grete Untiedt, Marianne Wilbers, Hanni Untiedt, Gerda Heger, Agnes Kessen.









Abb. 3 zeigt eine weitere Gruppe von Tabakpflückern bei der Tabakernte auf den Tabakflächen von Bauer Heinrich Kreutzmann aus Werlte. Die Helfer von links: Gerda Hömme, Grete Hanau, Hanni Untiedt, Agnes Kessen, Lenchen Stindt, Heinrich Buss und Hermann Mönster.


















Abb. 4: zeigt eine Arbeitsgruppe beim auffädeln der Tabakblätter. Die Helfer von links: Josefa Knese, ?, ?, Dini Memering, ?, ?, Grete Hanau, ?, ? und Frau Hensen.















Abb. 5: Schreiben vom 29.05.1952 von der Vorl. Landwirtschafskammer Weser-Ems an die Gemeinde Werlte zur Regelung des Tabakanbaus für das Anbaujahr 1952 mit einem Listenauszug für Tabakanbauer zur Information an die Gemeinde.