Hans Hoppe

                                       

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Hans Hoppe
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-Lehrer und Dichter-
*23.01.1889 in Quakenbrück
+01.06.1935 in Werlte (Sterberegister Nr. 26/1935)

In einem von Georg Schäfer verfassten Artikel zum ersten Todestag von Hans Hoppe, der im Juli 1936 in der Beilage zum Kirchboten „Die Heimat ruft“ erschienen ist, ist das Wirken und Leben des Lehrers und Dichters Hans Hoppe beschrieben:

Hans Hoppe zum Gedächtnis

Am 1. Juni war ein Jahr verflossen, seitdem die Nachricht vom jähen Sterben Hans Hoppes seine zahlreichen Freunde aufgeschreckt hatte. Man wäre geneigt, die Worte des Dichters:
„ O Tod, das hast du schlecht gemacht, so stolze Kraft für nichts eracht`t“, auch in diesem Falle zu gebrauchen, wenn nicht das Wissen um das Weiterleben im Jenseits über den Verlust trösten könnte. Hans Hoppe selber fürchtete den Tod nicht. Er war in jeder Weise auf sein Kommen vorbereitet.
Wie einen Freund begrüßte er den Unerbittlichen:

Oewer dei Karkhoffsmuer keek
dei Dod mi an, so stumm un bleek.
Ick stah met em up du un du,
hei is de Frä, hei is de Ruh.
Nu wadd hei wisse bolde kamen,
un ick ga met. In Gottes Namen.



Nach menschlicher Voraussicht lag noch ein weites, gesegnetes Leben vor ihm. Am 23.01.1889 wurde er in Quakenbrück geboren. Später kam er nach Osnabrück, wo er das Seminar besuchte. Diese Stadt hat ihm unvergängliche Erinnerungen geschenkt, bittere und schöne. Mächtig wirkte der Dom auf seine Seele ein. In einem Gedichte über die uralte Stadt heißt es:

Ewig blühender Dom!
Warm war der Odem in dir,
der Odem des Herrn.
Und meine Seele rankte
durch Weihrauchgewölk
voller Inbrunst und Glut
in das ewige heilige
Gottesgeheimnis innig
sich ein.
Stadt, voller uralter Sagen,
reich an Rätseln und Runen
Wo die Vergangenheit wandert
wie eine steinalte Drude,
suchend durch Winkel und Tore.
Mir in den Träumen begegnend.


Seine weiteren Bekannten konnten manchmal ihre Enttäuschung nicht verhehlen. Sie erwarteten eine größere Anzahl von Werken von ihm. Seit seinen „Liedern und Balladen (Rohr, Papenburg 1921) und einigen Zeitgedichten während des Krieges, schwieg er beharrlich. Sie wussten nicht, welche reichen Schätze sich in seinen Schubladen aufstapelten. Trübe Erfahrungen im Umgange mit Menschen hatten ihn vorsichtig gemacht. So witzig, anregend und geistsprühend er im Verkehr mit seinen Freunden sein konnte, so zurückhaltend war er, wenn er mit Fremden zusammenkam. Aus der lauten Welt flüchtete er sich in seine Einsamkeit, die ihm Trost brachte. Ganz ohne Schmerzen vollzog sich dies Ablösung nicht. Er schrieb einmal:

Ich bin so einsam wie der Baum,
der zitternd steht im weiten Moor.
Ich bin so flüchtend wie der Traum,
der in der Nacht sich wirr verlor.
Ich bin vergänglich wie der Hauch,
der sterbend meinem Mund entflieht.
Nur meiner Sehnsucht Flammenrauch,
ein Feuer nährt, das nie verglüht.
Ein Feuer, das da nie verglüht,
das einst zum Himmelsbrande loht,
wenn seine Schlacke ihm entzieht,
der Tod.---


Die Kraft zum Aushalten in der selbstgewählten Einsamkeit, zum Verzicht auf viele Dinge des Lebens, gab ihm seine unendliche Liebe zu Gott. Hans Hoppe war eine in den tiefsten Seelengründen religiöse Natur, die ihn befähigte, über alle Abgründe des Lebens hinwegzuschreiten. Dadurch wurde er zum wahrhaft katholischen Dichter, der sein Dasein ganz auf Gott gebaut hat. Es war kein aufgetragener, veräußerlichter Katholizismus, der sich an den Schönheiten des Gottesdienstes berauscht und letzthin nur im Aesthischen seine Wurzel hat, der ihn beseelte, sondern die klare Erkenntnis , dass nur der Glaube uns hinlenkt zu dem, der alles Leben leitet. Mit seiner Hilfe fand er sich im Leben zurecht und für ihn dichtete er.
Ihm galt sein „Gebet“:

Das Chaos meiner Einsamkeit
hat meine Seele jäh zerrissen!
Ich wandre durch die Heide öd und weit,
und muss des Friedens Ruhe missen.
Oh, Nebel, deckt mich kühl und mild!
Zu brennend sind der Sonne Gluten!
Ich fühle bang und heiß und wild,
die Ströme meines Herzens fluten.
Und immer strömt das warme Blut
aus innersten Verschwiegenheiten.
O Heiland, lösch die Schmerzensglut
und stärke mich in meinen Einsamkeiten.


Man würde nur einen Teil seines Wesens erfassen, wenn man nicht auf die tiefe Naturverbundenheit Hans Hoppes hinweisen würde. Man hat ihn auch den „Emslanddichter“ genannt. Das ist wieder zu eng. Sein Geist war umfassender. Aber ein gewisses Maß der Berechtigung steckt doch in dieser Bezeichnung, denn wie nur wenige hat er die verborgenen Schönheiten seiner Heimat gesehen und besungen.
Erinnerungsfroh bekannt er:

Komm zu dir selbst zurück,
zu deiner Seele schöner, klarer Tiefe!
Ist`s nicht, als ob in mancher Nacht
die Stimme süßer Sehnsucht riefe?
Ein Glockenklang, ein Kinderwort,
in Lüften leis wie Blütenwehen,
ein Geigenton, ein fremder Blick-
heißt dich zurück in deine Heimat gehen.-
Oh deiner Seele Land!
wie duften dort die grünen Maien!
Die Rosen blühen weiß! Oh, kehr zurück
und lerne wieder wie ein Kind dich freuen!
Dein Heimatland ist ewig jung und grün,
die blaue Blume leuchtet am Gestade.
Zieh ab dein Werktagskleid und trete ein
in Seligkeit, in Kindergottesgnade.


Vielleicht wird es die Gunst der Zeit noch einmal erlauben, seine nachgelassenen Gedichte der Welt zu zeigen. Es hat ja immer seine besonderen Schwierigkeiten, Lyrikbände an den Mann zu bringen. Aber hier liegt wirklich eine Pflicht der Überlebenden vor, das Erbe eines Mannes der Öffentlichkeit zu übergeben, der allen etwas zu sagen hat. Wir aber wollen in seinem Sinne handeln, indem wir seine Worte beherzigen:

Bin ich einst den letzten Weg gegangen,
Freund vergiß mich nicht!
Zünde an auf meinem Grabe
still ein Armenseelenlicht!
Sieh, aus dem Novembernebel
hauch ich dir die letzten Grüße zu.
Bete still ein Vaterunser
dann für meine Ruh!
Freund, die wirst mich nicht vergessen,
weil ich die wie einer tief gekannt.
Meine Grüße werde ich dir senden
aus der Geister ewigstillem Land.


Zum Andenken an den in der Katholischen Volksschule Werlte tätig gewesenen Lehrer (01.01.1934 – 01.06.1935) und Dichter Hans Hoppe wurde nach ihm eine Straße in der Siedlung „Schulweg I “ im Jahre 1985 benannt.

Der Schulchronist schreibt dazu im Schuljahr 1935/36:

Am Abend des 1.Juni lief die Kunde durch den Ort, daß Lehrer Hans Hoppe einem Schlaganfall erlegen sei. Noch am Nachmittag war er mit dem Rad nach Sögel gewesen. In der Wohnung des Rektors i.R. Schomaker, wo er sich erheben wollte, ereilte ihn der schnelle Tod, den er lange vorausgeahnt hatte und auf den er vorbereitet war. In seinem Totenzettel lesen wir: „Fast 25 Jahre war er den ihm anvertrauten vielen Kindern Lehrer, Begleiter, Vorbild. Nachdem er von 1914 ab in Salzbergen, Hemsen, Andervenne, Emsbüren segensreich gewirkt hatte, erbrachte er nahezu 15 Jahre in Meppen zur Freude von Kindern und Eltern. Am 1.Januar 1934 nach Werlte versetzt, spürte die neue Gemeinde bald den wahren Lehrer und Menschenfreund. Der göttliche Kinderfreund möge ihm seine ernste Lehrtätigkeit vergelten.“ Die Leiche wurde nach Lathen überführt und dort am 5.Juni´, einem schönen Vorsommertage, beigesetzt. Er besaß das Höchste, was ein Erzieher erringen kann:
Die Liebe der Kinder.
Wir verloren einen guten selbstlosen Kameraden.

R.i.p.