Wirtschaftliche Entwicklung
Die ersten Bewohner des
Hümmlings, die Germanen, waren ursprünglich Nomaden, die mit
ihren Herden von einem Orte zum anderen zogen. Da in den ausgedehnten
Wäldern des Hümmlings ein großer Reichtum an Wild
herrschte, beschäftigten sich die ersten Bewohner zudem mit der
Jagd.
Es muss kurz nach Christi Geburt gewesen sein, als man dazu
überging, sich sesshaft zu machen und Viehzucht sowie Ackerbau zu
betreiben. Insbesondere wurde die Schafzucht betrieben. So blieb es
Jahrhunderte lang bis ins Mittelalter.
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges ging die Viehzucht
drastisch zurück. Auch waren die Wälder durch die
Kriegseinwirkungen meistens abgeholzt worden, sodass sich ausgedehnte
Sandflächen bildeten, wo es immer wieder zu Sandverwehungen kam.
Der Fürstbischof Max Friedrich, der Nachfolger von Clemens August,
befahl , diese so genannten „Sande“ aufzuteilen und die
Flugsandwehen durch Tannenpflanzungen einzudämmen.
Zurzeit des Schafreichtums beschäftigte man sich mit der
Verarbeitung der Heidschnuckenwolle. Die Wolle wurde gesponnen. Daraus
strickte man Handschuhe und Strümpfe.
Der karge Boden des Hümmlings brachte nicht viel ein. Es gab nur
wenig Beschäftigungsmöglichkeiten. Seit Anfang des 17.
Jahrhunderts zogen arbeitsfähige Männer der Not gehorchend
Sommer für Sommer in die verschiedenen Teilen der Niederlande, um
hier ihren Verdienst zu finden (Hollandgängerei).
Durch die Markenteilung und die Erfindung des Kunstdüngers konnte
die wirtschaftliche Lage und das Einkommen der Bewohner allmählich
verbessert werden. Auch betätigten sich immer mehr Einwohner,
vornehmlich in den größeren Orten des Hümmlings (Sögel, Werlte, Börger, Lorup) handwerklich.
Auch so genannte Industriebetriebe entstanden in diesen
größeren Orten.
Zunächst war das Handwerk noch eine Betätigung, die man
„nebenher“ ausübte. Noch überwiegte die
Landwirtschaft.
Nach einem Verzeichnis aus dem Jahre 1845 gab es Werlte bereits: eine
Weinbrandbrennerei (Möhlmann-Schludde), einen Bierbrauer (Koop),
einen Färber (Teiken), Klempner und Kupferschmied, mehrere
Mühlen, Schmied, Schuhmacher und Schneider, Bauhandwerker und
Bäcker, Tüncher (Maler).
Seit jeher war Werlte bereits als größerer Ort mit vielen
Handwerksbetrieben und Handelsgeschäften ein Anziehungspunkt
für Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung.
Auch die Eröffnung der Hümmlinger Kreisbahn im Jahre 1898
(Lathen – Werlte) trug dazu bei, bessere Verbindungswege zu
schaffen. Die Hümmlinger Kreisbahn beförderte nicht nur
Personen, sondern insbesondere auch Güter (Kunstdünger,
Holz, Kohlen etc.).
Die beiden schrecklichen Weltkriege (1914 – 1918 und 1939
– 1945) unterbrachen die gute Entwicklung von Werlte. Durch die
Kriegseinwirkungen entstanden in Werlte große Schäden.
Nach dem Überstehen der Kriegsfolgen trat allmählich in
Werlte ein Strukturwandel ein.
Im Jahre 1953 wagte die Firma Kersten, ursprünglich aus
Mecklenburg kommend, die Selbständigkeit mit einem Betrieb
für Land– und Wiesenkultur, und zwar auf einem
Grundstück an der Sögeler Straße. Dies war der Beginn
des Industrie- und Gewerbegebietes in Werlte.
Am 06.12.1968 wurde Werlte Bundeswehrstandort. Die
„Hümmling-Kaserne“ wurde im jetzigen Gewerbegebiet
errichtet (der Standort wurde im Juni 2004 wieder aufgegeben).
Da sich immer mehr Unternehmer für einen Standort in diesem Gebiet
interessierten, wurde das Gebiet bauleitplanerisch überplant, so
dass auch die rechtlichen Möglichkeiten geschaffen wurden, dass
hier entsprechende Bauwerke errichtet werden konnten. Es wurden
folgende Bebauungspläne beschlossen:
Bebauungsplan Nr. 11, „Gewerbegebiet“ , am 14.08.1969
Bebauungsplan Nr. 23, „Gewerbegebiet Flachspohl“, am
09.08.1977
Bebauungsplan Nr. 33, „Gewerbegebiet Unfriedwald“, am
10.03.1982
Bebauungsplan Nr. 35, „Gewerbegebiet Harrenstätter
Straße", am 08.08.1982
Bebauungsplan Nr. 35 a, „Gewerbegebiet Harrenstätter
Straße-Erweiterung“, am 12.04.1989
Bebauungsplan Nr. 42, „Gewerbegebiet Flachspohl II“, am
30.03.1988
Bebauungsplan Nr. 46, „Mecklenburger Straße“, am
05.09.1989
Bebauungsplan Nr. 52 „Industriegebiet Harrenstätter
Straße II“, am 30.09.1991
Bebauungsplan Nr. 59 „Industriegebiet Harrenstätter
Straße III“, am 27.10.1994
Bebauungsplan Nr. 66 „Industriegebiet Flachspohl III „, am
14.10.1998
Bebauungsplan Nr. 81 „Gewerbegebiet Sögeler
Straße“, am 09.10.2003
Bebauungsplan Nr. 82 „Gewerbegebiet Kaserne“, am 15.12.2004
Bebauungsplan Nr. 83 „Gewerbegebiet Mecklenburger Straße
II„, am 09.10.2003
Bebauungsplan Nr. 85 „Gewerbegebiet Am Kolk“ am 31.07.2007
Bebauungsplan Nr. 91 „Gewerbegebiet auf dem Sattel“ am
15.07.2008
Bebauungsplan Nr. 96 „Industriegebiet Flachspohl IV" am
22.03.2012
Bebauungsplan Nr. 100 „Gewerbegebiet/KVP L 62“ am 14.10.2016
Zwischenzeitlich hat das Industrie- und Gewerbegebiet eine
Größe von 300 ha erreicht und bietet insgesamt rd. 1.900
Arbeitsplätze.
Größter Arbeitgeber ist die Firma Bernard Krone Fahrzeugwerk
GmbH mit derzeit rd. 450 Beschäftigte.
Metallbaufirmen bilden neben dem Baugewerbe einen
Schwerpunkt im Industriegebiet. Aber auch Firmen aus anderen Branchen,
wie z.B. Druckereien, Transportunternehmen, Maschinenbau, Ver- und
Entsorgungsunternehmen etc. haben sich hier niedergelassen.
Der Strukturwandel von einem Dorf, welches landwirtschaftlich
orientiert war, zu einem Industriestandort ist damit vollzogen.
Durch die neuen Wohnviertel, das Gewerbe- und Industriegebiet, das
große Schulzentrum hat sich das Gemeindebild völlig
verändert. Durch zahlreiche leistungsstarke
Einzelhandelsgeschäfte ist Werlte in den letzten Jahren zum einem
„Einkaufszentrum auf dem Hümmling“ geworden. Der
Ortskern bietet das Bild einer Kleinstadt.