Ev. Kapelle/ Kirche
Der
nachfolgende Text ist eine Abschrift der Urkundenrolle vom 06. Mai 1951 aus der
Grundmauer der Kapelle - entnommen am 06. März 2003
Dieses Schriftstück wurde
verfasst und eingemauert bei der Grundsteinlegung der Kapelle der ev. luth.
Kapellengemeinde Werlte A.D. 1951 am Sonntag, den 6. Mai 10 Uhr.
Bis zur Beendigung des 2.
Weltkrieges im Jahre 1945 wohnten nur einzelne ev. luth. Personen in Werlte und
Umgebung.
Für diese wurde höchstens einmal
im Monat Gottesdienst gehalten, und zwar in Sögel im Sitzungssaal.
Die Kinder dieser Leute
erhielten in Lathen und später in Sögel Religionsunterricht.
Zur Konfirmation mussten sie
nach Papenburg, das 40 KM entfernt liegt.
Nach dem zweiten Weltkrieg kamen
nun viele ev. Flüchtlinge aus dem Osten in diese rein katholische Gegend. Sie
stammten aus Schlesien, Pommern, Ost und Westpreußen usw.
Sie hatten die Heimat, den Beruf
und alles Hab und Gut verloren und unbeschreibliches erlebt und durchgemacht.
Da die katholische Kirche in
Werlte im Frühjahr 1945 total zerstört worden war wurde die Turnhalle am
Westausgang des Ortes als Notkirche eingerichtet und auch der ev. Bevölkerung
zur Verfügung gestellt.
Der erste ev. Geistliche, Pastor
Almstädt aus Greifenhagen b. Stettin kam im Mai 1945 hierher.
Er wohnte in Spahn und musste
alle Wege zu Fuß gehen.
Später siedelte er mit seiner
Familie nach Werlte über, konnte jedoch nicht mit ihr zusammen wohnen.
Im Sommer 1946 wurde er nach Bremen versetzt. Dann kam
Pastor Schwotzer (Ostflüchtling) der seinen Wohnsitz in Lorup hatte.
Dafür hatte er den ganzen
Hümmling zu versorgen, zunächst auch zu Fuß, dann mit dem Fahrrad und später mit
einem Motorrad.
2.
Im Jahre 1947 schickte die Innere Mission Schwester
Ursula Baum (Ostflüchtling) hierher.
Da Pastor Schwotzer höchstens
alle 4 Wochen hier Gottesdienst halten konnte, hielt sie in der übrigen Zeit
Andachten und Kindergottesdienst; außerdem betreute sie die Gemeindemitglieder
und verteilte die aus dem Ausland (bes.USA) kommenden Liebesgaben (Kleidung und
Lebensmittel)
1948 ging sie nach Papenburg. In
dieser Zeit kam Pastor Teichgräber nach Werlte, wohnte hier sehr beengt, und war
bis zum Frühjahr 1950 tätig.
Er setzte in den einzelnen Orten
Vertrauensleute ein.
Dann erfolgte die Abgrenzung des
Bezirkes. Zum Seelsorgebezirk Werlte des Pfarramtes Papenburg gehörten die Orte
: Werlte, Wehm, Wieste, Lahn, Harrenstätte, Spahn, Rastdorf, Vrees, Sögel und
Werpeloh.
Als im Herbst 1949 Pfarrer---
Reichert nach Sögel kam, wurden Sögel und Werpeloh von Werlte abgetrennt, dafür
kamen aber 2 Dörfer aus dem Kreise Meppen dazu : Wachtum und Vinnen.
Pastor Teichgräber richtete
Jugendarbeit einschl. Mädchen und Jungmännerarbeit, hielt Kindergottesdienste
und in allen Orten Gottesdienst und erschloss neue Hilfsquellen für die
Gemeinde.
Sein Nachfolger war der
Russlandheimkehrer Pastor Klaus, der nur kurze Zeit hier war und
krankheitshalber wegging.
Ihn löste am 16. Juni 1950 der
Russlandheimkehrer und örtliche Pastor Proll ab.
Unter ihm wurden die
Kindergottesdienst und Jugendarbeit auf andere Orte , besonders Rastdorf,
Wachtum und Vinnen erweitert und die Jugendarbeit in Jungmädchenchor und
Jungschar weiterentwickelt.
Am 1.April 1951 erfolgte die
Loslösung von der Muttergemeinde Papenburg und Werlte wurde selbständige
3.
Kapellengemeinde mit über 1000 Seelen.
Es wurde ein Kapellenvorstand
gewählt, bestehend aus den Herren K.V.
Bong’e – Werlte / Koch –
Werlte / Legrand – Wachtum / Schulz – Vinnen
Utecht – Werlte / Döring –
Wieste / Buß – Rastdorf
Am 26. März war dieser Vorstand
unter seinen Vorsitzenden Pastor Proll zum ersten Mal in der Wohnung des KV
Herrn Architekten Bong’e zusammen und beschloss die ersten grundlegenden
Maßnahmen.
Für Herrn Koch übernahm die
Rechnungsführung Herr Postsekretär Hirt Werlte.
Den gesamten Religionsunterricht
für die ev. Kinder gab zuerst Pastor Schwotzer, ab Oktober 1946 für Werlte der
Ostflüchtling Herr Lehrer Buß der zum 1. Juni 1947 der Nachfolger von Lehrer
Willmann örtlich von der im Mai 1947 auf betreiben des Pfarramtes Papenburg
errichteten ev. Werlter Schule in der Turnhalle zurück.
Damals besuchten 49 Kinder die
Schule, später stieg die Zahl auf 60 und beträgt jetzt 52.
Lehrer Buß spielte all die Jahre
hindurch ehrenamtlich die Orgel bei den Gottesdiensten in Werlte und bereicherte
mit Gesängen des Kirchenchores die Festgottesdienste.
In den auswärtigen Orten
erteilte von 1948 bis April 1951 Herr Katechet Blum örtlich den
Religionsunterricht und spielte bei den Gottesdiensten ehrenamtlich die Orgel.
Als im Jahr 1947 die neue kath.
Kirche in Werlte wieder errichtet war, stellte Herr Pastor Windus in jederzeit
großzügiger Weise auch diese für ev. Gottesdienste zur Verfügung.
War sie nicht frei, so fand der
ev. Gottesdienst in der kath. Schule statt, die auch jederzeit benutzt werden
konnte.
An den auswärtigen
Predigtstellen fanden die Gottesdienste auch entweder einer kath. Kirche oder
Schule statt.
Am 9.April 1951 begannen auf dem
uns von der Gemeinde unter großen entgegenkommen ihres Bürgermeisters Herrn
Plaggenburg (beteiligt war)?
4.
verkauften Gelände im
Eichenbrink die Bauarbeiten zur Errichtung einer eigenen Kapelle in Werlte als
ein Geschenk von
„ The Lutheran World Federation“
deren Constitution hier mit beteiligt.
So verhalfen uns die
amerikanischen Glaubensbrüder zu einem Gotteshaus.
In etwa 8 Wochen soll die
Kapelle fertig sein.
Am heutigen Tage, dem 6. Mai
1951 fand die bauliche Grundsteinlegung durch den Herrn Superintendenten Funke
aus Meppen statt, im Beisein von dem Bauherrn Pastor Hill Papenburg, Ehrengästen
und der Gemeinde.
JESUS CHRISTUS gestern und heute
und derselbe auch in Ewigkeit Hebrä. 13.8
Werlte, 6. Mai 1951
Der derzeitige Leiter der Kapellengemeinde Werlte
Pastor Alfred Proll